Rolling Home


Als Landratten, die im Alltag und Berufsleben wieder angekommen waren, schrumpfte unsere Zeit zum Segeln zunächst auf ein trauriges Minimum. Während wir knietief mit anderen Dingen, wie der Sanierung unseres Häuschens beschäftigt waren, lag Herr Nilsson gut beaufsichtigt in Mortagne sur Gironde (nördlich von Bordeaux).  Im Herbst 2017 wurde sie zunächst ein kleines Stück weiter nördlich, nach Cordemais in die Nähe von Nantes verlegt, bevor es in letzten beiden Oktoberwochen 2018 die Gelegenheit gab, "nach Hause" zu segeln. 

 

Viel Strecke - wenig Zeit, könnte die Überschrift über diesem Törn lauten.

Auf jeden Fall eine echte Herausforderung zu dieser Jahreszeit. Nicht nur, dass wir in drei verschiedene Himmelsrichtungen segeln mussten (erst West, dann Nord, dann Ost). Es lagen darüber hinaus die drei berüchtigten Kaps Pointe du Raz, Pointe de Kermorvan und das Kap de la Hague mit ihren extremen Tidenströmungen vor uns. 

Gut, dass neben Möwe Martin noch Ben von der 'Lady Sunshine' mit viel Segelerfahrung im Gepäck für eine Woche an Bord kam. 

Während der erste Schlag in Richtung Nord-Westen mit 5-6 Bft Wind hart am Wind ziemlich ruppig war, legte sich der Wind in den darauf folgenden Tagen, so dass wir recht sanft aus der Biskaya in die nördliche Bretagne einbiegen konnten.

 

Die Nächte segelten wir durch, was nicht nur gut für die Anzahl der zurückgelegten Seemeilen war, sondern bei den Wetterverhältnissen einfach nur ein absoluter Traum war. Der Himmel hing voll mit Sternen, bis auf die vielen, die zu dieser Jahreszeit typischerweise vom Himmel vielen. Und weil es offensichtlich nicht reicht mit klaren Sternschnuppennächten und guten Freunden an Bord zu segeln, begleiteten uns immer wieder zahlreiche Delfin-Schulen.

Wem das  aber immer noch nicht genug ist, dem können wir berichten, dass in einer mondlosen Nacht Glitzerdelfine das Wasser zum Leuchten gebracht haben. Klingt das für Sie übertrieben? Nach Seemansgarn? Oder klingt das eher nach übermässigem Konsum von Rum in Kombination mit Anti-Seekrankheits-Pillen?

Suchen Sie sich etwas aus... es glaubt uns sowieso keiner. Bis auf diejenigen die wissen, dass dieses Schauspiel auf fluoriszierendes Plankton zurückzuführen ist. In dieser Nacht wurden wir erstmals selbst Augenzeugen dieses Phänomens und werden davon noch unseren Enkelkindern erzählen. Auch wenn diese denken werden, dass Opa mal wieder "Käpten-Blaubär-Quatschgeschichten" erzählt.

 

Aber zurück zum Segeln... In Roscoff angekommen war es vorbei mit der Gemütlichkeit. Ein Sturm mit Wind bis zu 50 Knoten Spitzengeschwindigkeit und viel Regen hielt uns zwei Tage im Hafen fest, bevor wir weiter an den Kanalinseln vorbei nach Cherbourg segelten. Wir verabschiedeten uns von Ben und segelten bei herrlichen Bedingungen, mit Wind aus Ost-Südost Frankreichs Küste entlang. Mit dem Großsegel im zweiten Reff ließen wir Hafen für Hafen 'links liegen' und machten lediglich einen kurzen Stop in Boulogne Sur Mer, um die Gezeiten einmal vorbei zu lassen. 

 

In Oostende / Belgien waren die 8 segelbaren Tage dann vorbei. 625 Seemeilen liegen hinter uns.... nicht soooo schlecht ;-)