Grau zu Blau...


Schön! Sehr schön! Wer hätte das gedacht. Das eher graue Wasser der östlichen Nordsee scheint tatsächlich hinter uns zu liegen. 

Seit Dieppe ändert sich die Farbe des Wassers und alles sieht nicht nur mehr nach Sommer aus - es fühlt sich auch mehr danach an. Zumindest tagsüber ;-)

Von Cherbourg aus lag als nächste Etappe das Kap de la Hague vor uns - genauer gesagt, die Straße von Alderney, eine der zu England gehörenden Kanalinseln. Die Gezeiten ziehen an dieser Ecke mit voller Wucht vorbei, so dass eine Strömung von bis zu 7 Knoten Geschwindigkeit entsteht. Keine Chance dagegen anzufahren. Also hieß es die Nasen nochmal genau in alle vorhandenen Handbücher zu stecken und genau zu rechnen. Windstärke - Gezeiten - Wasserstände - Bootsgeschwindigkeit - Strömungsverhältnisse. Das Ergebnis ergab ein Auslaufen um 4:00 Uhr morgens aus dem stockdusteren und verschlafenen Cherbourg. Drei Stunden später erreichten wir das Kap. Obwohl wir bewusst den Höhepunkt der Strömungsstärke vermieden, kamen die Wellen aus allen Richtungen. Herr Nilsson war die besagte Nussschale im Meer… und glitt mit 12,5 (!) Knoten Geschwindigkeit bei Sonnenaufgang elegant nach Back- und Steuerbord - mal die Nase hoch im Himmel, mal die Nase tief im Wasser. Gegen Mittag erreichten wir Carteret am westlichen Zipfel der Normandie. 

Am nächsten Tag war die Crew der Herr Nilsson endlich komplett. Katrin kam an Bord - und mit ihr unser halber Hausrat. Neues Geschirr, welches wir von der Firma RICE gesponsert bekamen, eine Menge Gepäck, Nähmaschinen, eine Presse  und einen Plotter - nicht zum Navigieren, sondern zum Bedrucken von Textilien. Ebenfalls gesponsort von der Firma HAPPY FABRIC. Wir sind jetzt nicht mehr nur einfach ein Segelschiff, sondern eine schwimmende Kreativzelle - mit kleinem Näh-, Foto- und Musikstudio an Bord. 

 

Thorsten und Steffi, die Katrin extra nach Nordfrankreich fuhren (1000 Dank!!!) blieben noch eine Nacht vor Ort und düsten gleich am nächsten Tag wieder die vielen Kilometer zurück nach Deutschland.

Carteret entpuppte sich als kleine Perle der Normandie - zumindest bei Hochwasser. Bei Niedrigwasser erinnert der trockenfallende und traurig daliegende Hafen eher an das letzte Schlammloch der afrikanischen Serengeti in der Trockenzeit. Genau der richtige Ort um ein paar Tage Urlaub zu machen, sich neu einzurichten und neue Pläne zu schmieden. Die Kanalinseln liegen in Sichtweite voraus… Also Nasen in die Handbücher stecken und schauen wann es weiter gehen kann.

AHOI