Nordsee voraus


Wie so häufig in den letzten Tagen, blies der Wind aus westlichen Richtungen. Mal ein bisschen auf Nord - mal ein bisschen auf Süd drehend. Also blieb uns nichts anderes übrig, als dagegen anzukreuzen. In Scheveningen wurde erstmal das große Vorsegel verpackt und gegen die kleinere Selbstwendefock getauscht. 13 Stunden später waren wir heilfroh darüber - wir bekamen nämlich zwischendurch eine ordentliche Portion Wind auf dem Weg nach Zeebrügge zum „Royal Yachtclub“ in Belgien.

Vor Rotterdam ging es fast zu wie im Berufsverkehr am Frankfurter Kreuz. Containerschiffe die Richtung des englischen Kanals ein- und ausliefen, kreuzten unseren Weg. Okay… - vielleicht kreuzten wir eher deren Weg. Die „Maas Entrance“ hatte uns kurz vorm Queren des Hauptfahrwassers bereits auf dem Radar und ordnete über Funk an, Kurs und Geschwindigkeit genau beizubehalten. Beruhigend, dass da jemand sitzt und sieht, was die Herr Nilsson da auf dem Wasser so treibt. 

Nach der langen Etappe gönnten wir uns einen Hafentag in Zeebrügge und fuhren ins nahe gelegene Brügge. Neben den vielen schönen Gassen, netten kleinen Läden und Bars, spielte die Band „Okon & the Movement“ beim Woods Sommerfestival mitten in der Stadt. Nice.

Tags drauf steuerten wir Dunkerque (Dünkirchen) in Frankreich an, wo wir Steffi und Ben mit ihren beiden kleinen Leichtmatrosen von der Segelyacht „Lady Sunshine“ vom Verein „Sunshine for Kids“ kennenlernten. Die vier sind in der selben Richtung unterwegs und verbringen gerade ihre Elternzeit unter Segeln. 

Dünkirchen war für uns der Ausgangspunkt, um am Sonntag, den 31.07. durch das Nadelöhr zwischen Calais und Dover in den englischen Kanal zu kommen. Statt Wellen und viel Wind bekamen wir eine fast spiegelglatte Nordsee geboten, die farblich vom Wasser her an weiter entfernte Reviere erinnerte. Ach ja - und es ist ja Sommer. Da wird man an solchen Tagen auch mal wieder daran erinnert ;-)

Nach den vielen zurückgelegten Seemeilen der letzten Tage, hatten wir vor, einen Hafentag in Boulogne Sur Mer einzulegen. Da das Wetter sich aber deutlich verschlechtern sollte, entschieden wir uns dafür, eine Etappe weiter zu segeln. Mit 17 Knoten Wind aus Westen konnten wir Kurs 200 Grad anlegen und ohne eine einzige Wende, knapp 9 Stunden später im Hafen von Dieppe festmachen. 

Hier liegen wir jetzt seit zwei Tagen. Draußen regnet es. 

 

Zeit, ein paar Zeilen zu schreiben, die Lieben zu Hause anzurufen, Wäsche zu waschen, ein paar Kleinigkeiten am Schiff zu machen und ein Schwätzchen mit der „Lady Sunshine“ und ihren großen und kleinen Matrosen zu halten. Also - gar nicht so schlimm so ein paar Tage Regen mitten im Sommer. AHOI




Fotos Nr, 11 / 14 von Martin

Fotos Nr. 6 / 7 von Ben (SY Lady Sunshine)